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Die Grafik zum Aufhängen in Ihrem Werkhof oder Büro entnehmen Sie dem Printprodukt. Am Artikel Ende geht es zur Bestellung. Foto: Lukas Kummer

ZeitschriftenLesezeit 4 min.

Der Schweizer Wald – verkanntes Talent, umworbener Star

Der Wald ist mehr als nur Holzlieferant. Das ist den meisten Leuten bekannt. Die neue Waldgrafik von WaldSchweiz zeigt anschaulich die vielfältigen, oft nicht direkt sichtbaren Leistungen unseres Waldes, von denen wir als Gesellschaft tagtäglich profitieren.

Paolo Camin/Dominik Brantschen* | Die Bewirtschaftung der Schweizer Wälder geniesst in der Bevölkerung einen grossen Rückhalt. Laut Umfragen (WaMos3) fühlt sich nur ein Bruchteil der Bevölkerung von Waldarbeiten gestört. Trotzdem müssen sich Forstleute für ihre wertvolle Arbeit immer wieder rechtfertigen und werden manchmal auch persönlich angegangen, sei es im Wald oder in Leserbriefen. Solche Vorkommnisse sind aber zum Glück meist nur laute Randmeinungen. Trotzdem ist jeder zweite Schweizer gegenüber der Holzernte neutral eingestellt, das heisst, er oder sie findet sie weder gut noch schlecht. Dass Holzernten eine Notwendigkeit ist, die den Wald pflegt und seine Leistungen heute und in Zukunft sicherstellt, ist also noch nicht in allen Köpfen angekommen. Die Waldbranche darf sich deshalb nicht zurücklehnen, eine aktive Kommunikation ist unerlässlich. Was leistet der Schweizer Wald tagtäglich für die Gesellschaft? Was tun Waldeigentümerinnen- und -eigentümer, um die Leistungserbringungsfähigkeit des Waldes hochzuhalten oder sogar gezielt zu fördern? Antworten auf diese Fragen soll die Grafik der Waldleistungen liefern, die in den vergangenen Monaten von WaldSchweiz erarbeitet wurde. 

Entwicklung der Grafik zu den Waldleistungen

Die Idee, die vielfältigen Leistungen des Waldes auf einer Hektare darzustellen, ist nicht neu. Als Inspiration dienten insbesondere Darstellungen der Bayrischen Staatsforsten und der Fachagentur Nachwachsende Rohstoffe (FNR). Eine umfassende Darstellung speziell für den Schweizer Wald ist allerdings neu. Wertvoll waren im Erarbeitungsprozess insbesondere die Überlegungen der Mitgliederverbände von WaldSchweiz, die im Rahmen einer Erfahrungsgruppe beim Gestaltungsprozess mitgewirkt haben (siehe Box). Es war nicht leicht zu entscheiden, welche Leistungen des Waldes dargestellt werden sollten. Als Anhaltspunkt diente das im letzten Jahr veröffentlichte Merkblatt «Waldfunktionen und Waldleistungen» des Bundesamtes für Umwelt (BAFU). In diesem werden die Waldleistungen den drei Kategorien Nutz-, Schutz- und Wohlfahrtsfunktion aus dem Waldgesetz zugeteilt und der internationalen Klassifikation gemäss CICES (Common International Classification of Ecosystem Services) gegenübergestellt.

Diese Einteilung richtet sich in erster Linie an Fachpersonen. Deshalb wurden die Bezeichnungen der Waldleistungen weiter vereinfacht und teilweise in mehrere Punkte aufgeteilt. Schlussendlich haben es 24 Leistungen auf die Grafik geschafft, eingeteilt in Versorgungs-, Regulations- und kulturelle Leistungen. Um diese auseinanderzuhalten, wurde mit Farben gearbeitet. Die Schwerpunkte bei der Auswahl hätten auch anders gesetzt werden können. Ziel war es jedoch, die Vielfalt der Leistungen möglichst breit abzubilden.

Gleich wie im BAFU-Merkblatt wurden die Basisleistungen (Photosynthese, Bodenbildung etc.) nicht separat aufgeführt, die einzelnen Produkte bzw. Effekte der Photosynthese wie die Sauerstoff- oder Biomasseproduktion oder der Kühlungseffekt durch die Wasserverdunstung hingegen schon. Dasselbe gilt für die Biodiversität. Sie ist die Basis für ein funktionierendes Ökosystem Wald, ohne die die anderen Leistungen nicht oder nur in geringem Masse erbracht werden könnten. Konkrete «Teile» der Biodiversität, von denen der Mensch direkt profitiert, sind wiederum separat aufgeführt. Namentlich die genetische Vielfalt, welche eine wichtige Rolle in der Anpassung der Wälder an den Klimawandel einnimmt. 

In der Kommunikation ist es elementar wichtig, die verwendeten Begrifflichkeiten immer wieder zu hinterfragen und zielgruppengerecht auszuformulieren. An der Entwicklung der Grafik waren grösstenteils Waldfachleute beteiligt. Da geht schnell vergessen, dass Begriffe wie «Hektare» oder «Festmeter» im allgemeinen Sprachgebrauch kaum geläufig sind. Hier waren die Inputs der Kommunikationsfachleute von WaldSchweiz wertvoll. Im Zweifelsfall wurde die Verständlichkeit über den forstlich präzisesten Begriff gestellt.

Ergänzt werden die 24 beschriebenen Leistungen mit Zahlen. Wo möglich und sinnvoll, wurde der Wert für eine Hektare angegeben. Die Zahlen stammen mehrheitlich aus dem Landesforstinventar (LFI) oder aus dem «Jahrbuch Wald und Holz». Vereinzelt wurden Werte für mitteleuropäische Mischwälder übernommen und mit Erfahrungswerten aus der Schweiz abgestimmt. 

Die Zahlenbeispiele sind eine Momentaufnahme aus dem Jahr 2022 und können aktualisiert werden.

Wo kann die Grafik genutzt werden 

Die Grafik soll das Verständnis der breiten Öffentlichkeit für den Wald und die Waldbewirtschaftung stärken. 

– Weshalb muss der Wald bewirtschaftet werden? 

– Wieso ist seine Leistungserbringungsfähigkeit durch den Klimawandel gefährdet?

– Was tragen der Wald, seine Eigentümer und die Forstbetriebe zu den Leistungen des Waldes bei? 

Ausserdem kann die Grafik als Einstieg in Verhandlungen für Kostenbeteiligungen dienen, z.B. im Bereich Freizeit und Erholung oder der Regulationsleistungen des Waldes für Klima und Wasser. Schlussendlich sind auch innerhalb der Waldbranche längst nicht immer alle Leistungen des Waldes gleich präsent. Die Grafik kann hier als Gedankenstütze für Forstfachpersonen dienen. Dasselbe gilt für Entscheidungsträgerinnen und Entscheidungsträger, die zwischendurch daran erinnert werden müssen, dass der Wald mehr ist als nur Holzproduzent oder Lebensraum für Pflanzen und Tiere.

Waldeigentümer nehmen Verantwortung wahr

Die Sensibilisierung der Bevölkerung ist eine Verbundsaufgabe von Bund und Kantonen sowie den Waldeigentümern und ihren Forstbetrieben. Die Grafik ist dabei ein wichtiges Puzzleteil, um die vielfältigen Leistungen des Waldes und der Waldeigentümerschaft aufzuzeigen. Denn die wirtschaftliche Lage vieler Forstbetriebe ist nach wie vor schwierig. Pro bewirtschaftete Hektare legten die Betriebe im Testbetriebsnetz (TBN) in den letzten Jahren im Schnitt etwa 60 Franken drauf. 

Das zeigt, dass die Waldeigentümer ihre gesellschaftliche Verantwortung wahrnehmen, und trotz nicht gedeckten Kosten ihren Wald nach wie vor pflegen. Dass sie das nicht aus Eigennutz tun, sondern die ganze Gesellschaft davon profitiert, zeigt die vorliegende Grafik schön auf. Die Klimakrise setzt dem Schweizer Wald zu. Das bindet personelle und finanzielle Ressourcen. Diese Last muss von der Allgemeinheit mitgetragen werden. Nur so kann die Waldpflege gewährleistet und der Wald den Ansprüchen der Gesellschaft gerecht werden. 

* Paolo Camin ist Bereichsleiter, Dominik Brantschen wissenschaftlicher Mitarbeiter, beide sind im Ressort Wirtschaft und Wissen von WaldSchweiz tätig.

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